Ob "Schieb ihn raus!", Watergate am Norisring oder Audi-Boykott in Barcelona: Die DTM hat in ihrer Geschichte schon viele Skandale, Kontroversen und Affären erlebt
Spielberg 2014: Robert Wickens (Mercedes) führt das DTM-Rennen auf dem Red-Bull-Ring souverän an, als er wegen eines "Unsafe Release" eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt bekommt. Mercedes kann die Strafe nicht nachvollziehen und diskutiert mit der Rennleitung - ohne Wickens zu informieren, ...
... weshalb der Kanadier die Strafe nicht innerhalb von drei Runden antritt und disqualifiziert wird. Mercedes bezeichnet die Strafe als "krasseste Fehlentscheidung in der DTM" und schreibt einen offenen Brief an den DMSB, in dem auch "die Inkonsistenz in den Entscheidungen der Rennleitung" kritisiert wird.
Moskau 2013: Das Qualifying muss vorzeitig abgebrochen werden, allerdings nicht wegen eines Unfalls oder Problemen an der Strecke. Stattdessen hat der notwendige Rettungshubschrauber plötzlich keine Starterlaubnis mehr, weil Russlands Staatspräsident Wladimir Putin wegen eines Überflugs den Luftraum sperren lässt!
Saison 2016: Nachdem BMW 2015 nicht richtig in Fahrt kommt, werden den Münchnern für die Saison 2016 zwei Zugeständnisse gemacht: Der M4 DTM wird um 7,5 Kilogramm leichter, der Heckflügel um 50 Millimeter breiter. Weil die technische Weiterentwicklung aus Kostengründen eingefroren ist, kann sich BMW nicht selbst verbessern, ...
... doch der Bonus für die Münchner zahlt sich aus, denn BMW-Pilot Marco Wittmann wird DTM-Champion 2016. Von der Konkurrenz, allen voran dem geschlagenen Audi-Piloten Edoardo Mortara, hagelt es anschließend Kritik: BMW habe den Titel nur wegen der Zugeständnisse holen können.
Spa 2020: Beim DTM-Sonntagssieg von Rene Rast (Audi) gibt es Diskussionen, denn der Deutsche nutzt in Führung liegend das Push-to-Pass-System - und das ist verboten! Eine Fehlfunktion, verursacht durch ein Funkloch auf der Strecke, macht den Einsatz möglich und bringt Rast eine nachträgliche 10-Sekunden-Strafe ein. Sieg futsch!
Saison 1993: Nachdem die DTM lange Jahre mit einem klassenlosen Reglement fährt, wird zur Saison 1993 das teure Klasse-1-Reglement eingeführt, das sich der Technik der Gruppe C und Formel 1 annähert. Auch die Hersteller können dabei ein Wörtchen mitreden, allerdings ohne Erfolg, ...
... denn noch vor dem ersten Rennen zieht sich BMW zurück. Auslöser ist, dass die umstrittene Handicap-Regel (zur Einbremsung überlegener Marken) reaktiviert wird. Auch Audi und Opel treten auf die Bremse, wodurch nur Mercedes-Benz und Alfa Romeo mit einem Werksengagement an Bord bleiben.
Norisring 2021: Im letzten DTM-Rennen des Jahres reicht Titelfavorit Liam Lawson (AF-Corse-Ferrari) ein Platz unter den ersten Sechs, um sich aus eigener Kraft zum Champion zu krönen. Kelvin van der Linde (Abt-Audi) muss hingegen das Rennen gewinnen, um ...
... das Blatt noch zu wenden. Doch der Südafrikaner reißt Lawson mit einem übermütigen Manöver in der ersten Kurve aus dem Rennen und zerstört damit dessen Titelchancen. Maximilian Götz (HRT-Mercedes) ist der lachende Dritte und wird dank AMG-Stallorder DTM-Champion 2021.
Norisring 2013: Das Rennen auf dem Norisring geht als "Watergate" in die DTM-Geschichte ein. Nach seinem vermeintlichen Sieg bekommt Mattias Ekström (Audi) von seinem Vater und einem Betreuer zwei Flaschen Mineralwasser in die Taschen seines Rennanzugs gekippt. Weil der Schwede allerdings das Wiegen auslässt, ...
... wird das Gewicht unerlaubt verändert - und mehr als fünf Stunden nach Rennende folgt die Disqualifikation. Audi legt Berufung ein, die zwei Wochen nach dem Rennen abgeschmettert wird. Der Ausschluss bleibt bestehen, allerdings rücken die nachfolgenden Fahrer nicht auf. Das DTM-Rennen geht ohne Sieger in die Geschichtsbücher ein.
Saison 1996: Während es im Jahr 1995 noch beide Meisterschaften gibt, geht die DTM zur Saison 1996 komplett in die International Touring Car Championship (ITC) auf. Doch die Internationalisierung wird zur Kostenfalle. Die hoch entwickelten Tourenwagen sind schlichtweg zu teuer, das Interesse gering. Schon Ende 1996 ist Schluss!
Saison 1992: 1990 und 1991 dominiert Audi mit dem V8 quattro, weshalb die Ingolstädter 1992 an Gewicht zulegen müssen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, wird eine Kurbelwelle mit 180° Hubzapfenversatz eingesetzt, die aber nicht im Serienauto vorkommt. Das ONS-Berufungsgericht greift ein und Audi verlässt die DTM mitten in der Saison.
Hockenheim 1990: Der Rammstoß von Michael Schumacher (Mercedes) beim DTM-Finale in Hockenheim 1990, der BMW-Titelanwärter Johnny Cecotto den Titel kostet und Audi-Pilot Hans-Joachim Stuck zum Champion macht, sollte noch lange für Diskussionen sorgen. Ist das umstrittene Manöver des damaligen Mercedes-Juniors reine Absicht, ...
... um den Mercedes-Piloten Kurt Thiim oder Klaus Ludwig zum Titel zu verhelfen? Eine wohl scherzhaft gemeinte Ankündigung von AMG-Manager Domingos Piedade hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Nicht nur bei BMW-Pilot Johnny Cecotto, der im Titelkampf der Leidtragende ist.
Barcelona 2007: Der Titelkampf zwischen Audi und Mercedes ist auf dem Höhepunkt! Beim DTM-Rennen auf dem Circuit de Catalunya werden mehrere Audi-Piloten von der Mercedes-Konkurrenz abgeräumt - darunter auch die Titelfavoriten Mattias Ekström und Martin Tomczyk. Für Audi ist das Fass damit übergelaufen ...
... und die Ingolstädter ziehen alle Boliden aus dem Rennen zurück. Mercedes-Pilot Mika Häkkinen, der Tomczyk abschießt, wird später disqualifiziert und bekommt eine Strafe von 20.000 Euro aufgebrummt. Weil er vorzeitig abreist, kommen weitere 2.000 Euro und eine Strafversetzung um zehn Startplätze hinzu.
Singen 1991: Im drittletzten DTM-Rennen der Saison 1991 leistet sich Audi-Pilot Hubert Haupt ein Foul, das bis heute zu den größten DTM-Skandalen zählt. Obwohl die Teamchefs zuvor vereinbaren, sich nicht gegenseitig ins Auto zu fahren, wird Audi-Pilot Hans-Joachim Stuck von Mercedes-Fahrer Roland Asch abgeräumt, ...
... weshalb auch Audi von der ursprünglichen Absprache abrückt. Vom Teamchef kommt die Anweisung: "Hubert, den räumst du jetzt weg, der darf nicht gewinnen!" Der damals 22-jährige Haupt schiebt daraufhin Mercedes-Pilot Kurt Thiim von der Strecke. Die Strafe in Höhe von 20.000 D-Mark zahlt Audi, Frank Biela (Audi) wird Champion.
Spielberg 2015: Timo, schieb ihn raus! Diese vier Worte stehen für den wohl größten DTM-Skandal der Geschichte. Audi-Pilot Timo Scheider rammt beim DTM-Rennen auf dem Red-Bull-Ring seine beiden Mercedes-Konkurrenten Robert Wickens und Pascal Wehrlein von der Strecke - wohl auf Anweisung von Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich!
Deshalb wird Scheider für die nächsten beiden Rennen in Moskau gesperrt, während Ullrich bis zum Saisonende aus der Boxengasse verbannt wird. Aus sportlicher Sicht bleibt das Manöver ohne Folgen, denn Pascal Wehrlein krönt sich dennoch zum DTM-Champion 2015.
Ob "Schieb ihn raus!", Watergate am Norisring oder Audi-Boykott in Barcelona: Die DTM hat in ihrer Geschichte schon viele Skandale, Kontroversen und Affären erlebt