Meister in der GP2, Werksfahrer in der Formel 1 und Rennsieger in der DTM: Wir werfen einen Blick auf die abwechslungsreiche Karriere von Timo Glock
Nach ersten Erfolgen im Kartsport und in der Formel BMW, wo er 2001 Meister wird, wechselt Glock 2002 in die Deutsche Formel 3. Drei Siege und den dritten Gesamtrang kann er dort feiern. Im folgenden Jahr wechselt er in die Formel-3-Euroserie, ...
... wo es ebenfalls zu drei Siegen und dem fünften Platz in der Gesamtwertung reicht. In der Tabelle lässt er dabei unter anderem Piloten wie Robert Kubica, Bruno Spengler und einen gewissen Nico Rosberg hinter sich. Durch seine guten Ergebnisse empfiehlt sich Glock für größere Aufgaben.
Weil Jordan-Stammpilot Giorgio Pantano versprochene Zahlungen nicht einhalten kann, kommt Ersatzpilot Glock 2004 in Kanada im Alter von 22 Jahren zu seinem Formel-1-Debüt. Gleich bei seinem ersten Rennen wird er Siebter und sammelt damit zwei ganz wichtige Punkte für das klamme Team. Trotzdem sitzt Pantano anschließend wieder Cockpit.
Am Saisonende 2004 bekommt Glock noch drei weitere Einsätze im EJ14, doch für 2005 erhält er kein Cockpit - Jordan setzt aus finanziellen Gründen auf Tiago Monteiro und Narain Karthikeyan. Glock muss sich nach seinem kurzen Gastspiel in der Königsklasse anderweitig umschauen ...
... und landet zur Saison 2005 in den USA. In der Champ-Car-Serie erreicht er in 13 Rennen einen Podestplatz und Rang acht in der Gesamtwertung. Am Ende des Jahres wird der 23-Jährige als bester Rookie ausgezeichnet. Seine Zukunft soll anschließend aber trotzdem wieder in Europa liegen.
Ab 2006 fährt Glock in der GP2. In seiner ersten Saison im Formel-1-Unterbau holt er zwei Siege und schließt die Gesamtwertung auf Rang vier ab. Meister wird in diesem Jahr Lewis Hamilton. Ein Jahr später tritt Glock in die Fußstapfen des späteren Formel-1-Weltmeisters: Fünf Siege reichen zum GP2-Titel 2007!
Unvergessen bleibt aber auch der Startcrash mit seinem österreichischen iSport-Teamkollege Andreas Zuber in Magny Cours, der auf ein Missverständnis zurückzuführen ist.
Glock, der 2007 bereits Testfahrer bei BMW-Sauber ist, bringt sich durch seinen Titelgewinn auch bei den Formel-1-Teams wieder in den Fokus. Toyota schlägt zu und nimmt den GP2-Champion für die Saison 2008 unter Vertrag. Mehr als drei Jahre nach seinem Formel-1-Aus kehrt Glock damit als Werksfahrer zurück.
Das erste Rennen für seinen neuen Arbeitgeber - zwei Tage vor seinem 26. Geburtstag - kann Glock nicht beenden. Nach einem Unfall ist für ihn bereits vorzeitig Feierabend. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten gibt es in Kanada mit Rang vier endlich die ersten Punkte, doch das große Highlight des Jahres folgt im Sommer in Ungarn.
Als Zweiter steht Glock erstmals auf einem Formel-1-Podest. Schneller ist nur McLaren-Pilot Heikki Kovalainen, der an diesem Tag seinen einzigen Sieg in der Königsklasse feiert. Sein erstes komplettes Formel-1-Jahr beendet Glock schließlich auf WM-Platz zehn - nur einen Rang hinter seinem deutlich erfahreneren Teamkollegen Jarno Trulli.
2009 legt Glock einen guten Saisonstart hin. Einem vierten Platz in Australien folgen ein dritter Rang in Malaysia und weitere Punkteplatzierungen in China und Bahrain. Sein Saisonhighlight ist das Rennen in Singapur, wo er erneut Zweiter wird. Dem Erfolg beim Nachtrennen folgt allerdings ein herber Rückschlag.
In Singapur noch auf dem Podium, kurz darauf arbeitslos - weil Toyota den Stecker zieht. Nach acht Formel-1-Jahren ohne Sieg haben die Japaner keine Lust mehr und kündigen am Saisonende ihren Ausstieg aus der Königsklasse an. Besonders bitter: Mit dem TF110 hätte Toyota für die Saison 2010 Gerüchten zufolge eine echte Wunderwaffe gehabt.
Stattdessen muss Glock 2010 - im wahrsten Sinne - wieder bei Null anfangen. Weil alle Topcockpits bereits vergeben sind, bleibt nur noch ein Platz bei Neuling Virgin (später Marussia). Es folgen drei harte Jahre beim Hinterbänkler, der in dieser Zeit nie ein Kandidat für Punkte ist und überwiegend negative Schlagzeilen schreibt.
Beim Saisonfinale in Brasilien verabschiedet sich die Formel 1 Ende 2012 nicht nur von Rekordchampion Michael Schumacher, sondern auch von Timo Glock. Der hat zwar eigentlich einen Vertrag für die beiden folgenden Saisons, doch dieser wird einvernehmlich aufgelöst. Nach 91 Starts und 3 Podestplätzen ist seine Formel-1-Karriere vorbei.
Dem Motorsport kehrt Glock damit aber noch lange nicht den Rücken! 2013 startet er mit seiner alten Liebe BMW in der DTM in ein neues Abenteuer. Gleich bei seinem dritten Rennen in Spielberg steht er als Dritter auf dem Podest, doch bis zum Finale in Hockenheim gibt es anschließend kein einziges Top-10-Ergebnis mehr.
Dort schlägt Glock allerdings zu: Zum Abschluss seines ersten DTM-Jahres feiert er seinen ersten Sieg in der Serie. Trotzdem tut er sich auch in den beiden folgenden Jahren weiterhin schwer, ganz vorne mitzufahren. Ein weiterer Podestplatz in Spielberg 2014 und sein zweiter Sieg in Oschersleben 2015 sind die Highlights.
2016 wechselt Glock nach drei Jahren bei MTEK zu RMG und kommt auf Platz sieben in der Gesamtwertung. In Spielberg kann er den dritten Sieg seiner Karriere feiern, und ohne eine Disqualifikation beim Saisonauftakt in Hockenheim, durch die er einen zweiten Platz verliert, wäre die Saison wohl sogar noch deutlich besser verlaufen.
2018 fährt Glock, der am Ende Fünfter wird, nicht nur seine bisher beste DTM-Saison, sondern in Hockenheim auch sein bisher bestes DTM-Rennen! Das Motodrom tobt, als er Champion Gary Paffett im Mercedes niederkämpft und seinen fünften DTM-Sieg feiert.
Nach einer schwierigen Saison 2019 kämpft sich Glock im letzten Class-1-Jahr zurück und siegt beinahe am Lausitzring und holt in Zolder die Pole. Mit Platz fünf egalisiert er sein bestes Gesamtergebnis und ist bester BMW-Pilot.
2021 wird für Glock ein bitteres Jahr - und das vorerst letzte in der DTM: Nach dem GT3-Wechsel der Serie sitzt er im M6 GT3 des Rowe-Teams, der mit der Space-Drive-Lenkung ausgestattet ist. Über Platz sieben am Nürburgring kommt er nicht hinaus.
Glock hofft 2022 durch den neuen BMW M4 GT3 auf die Trendwende, wird aber in die italienische GT-Meisterschaft abgezogen. Auch ein DTM-Gaststart mit Roberto Ravaglias Cecatto-Team in Imola ermöglicht kein Comeback. Stattdessen wird er mit Jahresende von BMW vor die Tür gesetzt.
Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, taucht Timo Glock überraschend im Breitensport auf: 2023 fährt er für das Cuntz-Team in Hockenheim im 318ti-Cup mit. Er kämpft nicht nur um den Sieg, sondern genießt auch die Old-School-Atmosphäre und Fan-Nähe.
2024 erobert Timo Glock die Nordschleife: Gemeinsam mit seinem Kumpel Timo Scheider holt er im BMW M4 GT4 den Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen, zudem gibt er in der NLS sein GT3-Debüt im Falken-Porsche (Foto) auf der Kulststrecke.
Und dann das überraschende DTM-Comeback: Das Dörr-Motorsport-Team präsentiert für die Saison 2025 niemand geringeren als den 42-jährigen Timo Glock, der damit nach drei Jahren zurückkehrt und den McLaren 720S GT3 Evo pilotieren wird.
Meister in der GP2, Werksfahrer in der Formel 1 und Rennsieger in der DTM: Wir werfen einen Blick auf die abwechslungsreiche Karriere von Timo Glock