Aprilia will Jorge Martin MotoGP-Test ermöglichen: Aber es gibt Widerstand

Damit Jorge Martin vor seinem Comeback die MotoGP-Aprilia testen könnte, müsste das Reglement geändert werden - Aber diesbezüglich formiert sich Widerstand

(Motorsport-Total.com) - MotoGP-Weltmeister Jorge Martin hat angekündigt, dass er auch Ende März beim Grand Prix in Texas fehlen wird, da die Heilung seines verletzten Kahnbeins an der linken Hand noch andauert. Als nächster Comeback-Termin wird das Nachtrennen in Katar Mitte April angepeilt.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Viele Runden ist Jorge Martin mit der Aprilia RS-GP bisher nicht gefahren Zoom

Ein wesentlicher Faktor ist für den Spanier, dass er nach seinem Wechsel von Ducati zu Aprilia die RS-GP kaum kennt. Denn seine erste von zwei Verletzungen erlitt Martin Anfang Februar beim ersten Wintertesttag in Malaysia zu. Seither ist er nicht mehr gefahren.

Deshalb möchte Aprilia vor seinem Comeback einen Test mit dem MotoGP-Motorrad ermöglichen. Das Reglement verbietet dies. Yamaha und Honda dürfen nach den Concession-Regeln mit den Stammfahrern privat testen. Ducati, KTM und Aprilia ist das nicht erlaubt.

"Wir halten das für eine sehr gute Idee", sagt Aprilia-Rennmanager Paolo Bonora gegenüber MotoGP.com. "Es geht nicht nur um uns, denn wir haben in den vergangenen Jahren oft darüber gesprochen."

"Viele Fahrer sind nach einer Verletzung auf die Rennstrecke zurückgekehrt und konnten das MotoGP-Bike nicht bewältigen. Nach ein oder zwei Runden haben sie sich entschieden, das Rennwochenende abzubrechen."

"Deshalb halten wir es aus Sicherheitsgründen für eine sehr gute Option für alle", findet Bonora und will nicht von einem Vorteil für Aprilia sprechen: "Es geht nicht nur um uns, sondern um alle. Wir glauben, dass ein Test mit einem MotoGP-Bike die Sicherheit für alle verbessert."

Paolo Bonora

Paolo Bonora nennt gute Gründe für einen MotoGP-Privattest Zoom

"Und um ehrlich zu sein, es wird auch für die Show besser sein. Wir können [mit einem Test] sicherstellen, dass er zu 100 Prozent fit ist und in der Lage ist, das Motorrad zu fahren. Deshalb wollen wir das mit allen Herstellern diskutieren."

Aprilia hat bereits einen klaren Plan, wann und wo Martin das MotoGP-Bike testen könnte: "Der Plan ist, vor Doha zu testen, also unmittelbar zwei oder drei Tage vor dem Rennwochenende, um sicherzugehen, wie es um seine Fitness bestellt ist."

Dieser Test soll in Misano stattfinden. Damit das überhaupt zustande kommen kann, müssten die Regeln geändert werden. Diese Entscheidung trifft die Herstellervereinigung MSMA. Aprilia benötigt also die Zustimmung der Konkurrenz.

Ducati dafür, aber erst für nächstes Jahr

Ducati wäre dem grundsätzlich nicht abgeneigt. "Das könnte eine gute Idee für die Zukunft sein", meint Teammanager Davide Tardozzi bei MotoGP.com. "Wir standen vor demselben Problem mit Bastianini, aber niemand hat uns die Möglichkeit gegeben, ihn testen zu lassen."

"Daher denke ich, dass dies eine gute Gelegenheit wäre, die Regeln für das nächste Jahr zu ändern." Tardozzi spricht also explizit vom nächsten Jahr und nicht davon, Martin und Aprilia diesen Privattest in wenigen Wochen zu ermöglichen.

Davide Tardozzi

Davide Tardozzi ist für die Regeländerung, aber erst für nächstes Jahr Zoom

Falls Ducati dagegen ist, wäre ein kurzfristig angesetzter MotoGP-Privattest vom Tisch. Tardozzi verweist darauf, dass Martin auch mit dem Serienbike RSV4 testen könnte: "Daher glaube ich, dass dieses Bike es ihnen ermöglichen würde, Jorge testen zu lassen."

Die anderen Hersteller waren in jüngerer Vergangenheit in einer ähnlichen Situation. Ducati zum Beispiel mit Enea Bastianini. KTM-Fahrer Pol Espargaro musste 2023 verletzungsbedingt ein halbes Jahr aussetzen und konnte das MotoGP-Bike im Vorfeld auch nicht testen.

Bereits damals hat sich Motorsport-Total.com im Paddock umgehört, ob in diesem Fall ein Testtag eine gute Möglichkeit wäre. Die Idee wurde zwar begrüßt, aber Lucio Cecchinello hat auch auf die hohen Kosten verwiesen - vor allem für ein Satellitenteam.

Marc Marquez: "Ich hatte keinen Test"

Die Regeln wurden aber nicht geändert. Auch Marc Marquez weiß nach seinen langen Verletzungspausen, wie schwierig es ist, direkt wieder mit einem MotoGP-Bike an einem Rennwochenenden loszulegen.

"Ich meine, als ich von meiner Verletzung zurückkam, gab es diese Regel nicht", betont Marquez. "Wir könnten eine Regel einführen, die besagt, dass ein Fahrer, der zwei Monate aus dem Wettbewerb war, einen eintägigen Test absolvieren darf - aber nicht mehr."

Marc Marquez

In seinen letzten Honda-Jahren musste Marquez oft verletzungsbedingt pausieren Zoom

"Denn wenn man zwei Tage testet, wäre das schon zu viel. Ein eintägiger Test reicht aus, um den Rhythmus mit dem Motorrad wiederzufinden. Allerdings könnten wir auch eine Mindestfahrzeit festlegen. Letztendlich müssen die Teams darüber entscheiden."

"Für den Fahrer ist es zwar wichtig, aber wenn man zwei Monate lang kein MotoGP-Motorrad gefahren ist, macht ein zusätzlicher Testtag nicht den großen Unterschied. Man braucht Zeit, um wieder in den Rhythmus zu kommen", findet Marquez.

Aprilia kann Blockadehaltung nicht nachvollziehen

Aber er sagt auch: "Es kann eine gute Regel sein, aber für die Zukunft. Im Moment existiert sie nicht." Es bleibt offen, ob sich die MSMA kurzfristig zu einer Änderung des Reglements entscheidet. Alle fünf Hersteller müssten dem zustimmen.

Massimo Rivola kann nicht ganz nachvollziehen, dass Ducati dagegen sein könnte. "Ich kann nicht behaupten, dass Jorge eine Bedrohung für Ducati in der Meisterschaft darstellt - das ist klar ausgeschlossen", so der Aprilia-Motorsportchef bei MotoGP.com.

Massimo Rivola

Massimo Rivola kann eine kurzfristige Blockade nicht nachvollziehen Zoom

"Für mich geht es einfach darum, etwas Gutes für die Meisterschaft zu tun. Wenn er es im ersten Training versucht und sich dort nicht wohlfühlt, haben wir für das gesamte Wochenende ein Motorrad weniger auf der Strecke."

"Es tut mir leid für die Fahrer, die in der Vergangenheit nicht von einer solchen Regelung profitieren konnten, aber damals hatte ich diese Idee nicht, weil es nicht meinen Fahrer betroffen hat und ich nicht in dieser Position war. Es tut mir leid für sie."