Harte NASCAR-Strafe: Chase Briscoe nach Saisonstart mit negativen Punkten

Ein Minus von 67 Punkten nach dem ersten Saisonrennen! NASCAR greift nach technischen Verstößen erneut hart durch - nicht die erste rigorose Strafe

(Motorsport-Total.com) - Das Daytona 500, der traditionelle Auftakt der NASCAR Cup-Serie, hat sowohl auf als auch abseits der Rennstrecke wieder für viele Schlagzeilen gesorgt. Bei einem "Big-One" hob der Ford von Ryan Preece ab und überschlug sich spektakulär. Diese Bilder gingen um die Welt.

Titel-Bild zur News: Chase Briscoe

Chase Briscoe ist beim Daytona 500 von der Poleposition gestartet Zoom

Der 34-Jährige konnte dem Wrack unverletzt entkommen. Es war nicht sein erster Unfall auf diesem Superspeedway. "Alle meine Gedanken waren bei meiner Tochter", sagte Preece in einer ersten Stellungnahme über das Gefühl während des Unfalls.

Es war nicht der einzige Crash beim Daytona 500. In der "Overtime" gab es in der letzten Runde ebenfalls einen Massenunfall. Alle Fahrer blieben unverletzt. William Byron (Hendrick-Chevrolet) kam unbeschadet durch das Chaos und feierte seinen zweiten Daytona-500-Sieg in Folge.

Die Aerodynamik spielt auf Superspeedways eine entscheidende Rolle. Am Mittwoch verkündete NASCAR eine drastische Strafe. Bei technischen Untersuchungen wurden illegale Modifikationen an einem Toyota von Joe-Gibbs-Racing festgestellt.

Betroffen war das Auto mit der Startnummer 19 von Chase Briscoe. Denn bei diesem Fahrzeug wurden Modifikationen am Heckspoiler festgestellt. Dabei handelt es sich um ein Bauteil, das von einem Zulieferer an alle Teams geliefert wird. Änderungen sind strikt verboten.

Joe-Gibbs-Racing gab dazu eine Erklärung ab: "Das fragliche Problem wurde während des Montageprozesses verursacht, als die Schrauben, die zur Befestigung des Spoilerbodens an der Heckklappe verwendet wurden, aufgrund von Interferenzen der mitgelieferten Teile die vorgebohrten Löcher abnutzten."

Trotzdem reagierte NASCAR hart. In der Fahrer- und in der Besitzerwertung wurden jeweils 100 Punkte abgezogen. Crewchief James Small wurde für die nächsten vier Rennen gesperrt und zusätzlich mit einer Geldstrafe von 100.000 US-Dollar belegt.

Briscoe war beim Daytona 500 von der Poleposition gestartet. Dem Chaos in der letzten Runde entkam auch er unversehrt und fuhr als Vierter ins Ziel. Durch die ausgesprochene Strafe hat er nun in der Gesamtwertung ein Minus von 67 Punkten.

Die illegale Modifikation des Spoilers wurde entdeckt, weil Briscoes Auto nach dem Rennen in das NASCAR-Forschungszentrum für weitere Inspektionen gebracht wurde. Auch einige andere Autos wurden untersucht.

Die Strafen fielen aber geringer aus. Der Ford von Todd Gilliland (Front-Row-Motorsports) und der Ford von Cody Ware (Rick-Ware-Racing) wurden bestraft, weil Ballast im Auto nicht korrekt gesichert war. Ihnen wurden jeweils zehn Punkte in der Fahrer- und Besitzerwertung abgezogen.

NASCAR für harte Strafen bekannt

NASCAR ist für eine strikte Regelauslegung bekannt, doch einige Strafen gingen in die Geschichte ein. 2013 beispielsweise löste Michael-Waltrip-Racing absichtlich eine Gelbphase aus, um Martin Truex jun. einen Playoff-Platz zu sichern.

Die Folge: 300.000 US-Dollar Strafe, 50 Punkte Abzug und Disqualifikation aus den Playoffs. Carl Long erhielt 2009 wegen eines minimal zu großen Hubraums 200.000 US-Dollar Strafe, 200 Punkte Abzug und sein Crewchief wurde für zwölf Rennen gesperrt.

Auch Jeremy Mayfield wurde 2009 unbefristet gesperrt, nachdem er positiv auf Methamphetamin getestet wurde - ein Urteil, das er erfolglos anfocht. Technische Verstöße wurden ebenfalls schon immer hart bestraft.

Kevin Harvick Inc. erhielt 2011 eine Strafe von 150.000 US-Dollar für illegale Spoiler, während Richard-Childress-Racing 2015 Reifen manipulierte und mit 125.000 US-Dollar Strafe sowie einer sechsmonatigen Sperre für den Crewchief belegt wurde.

Hendrick-Motorsports verlor 2007 jeweils 100 Punkte pro Fahrer, als illegale Aerodynamik-Modifikationen entdeckt wurden. Das betraf die Autos von Jeff Gordon und Jimmie Johnson. Zusätzlich mussten pro Crewchief 100.000 US-Dollar Strafe gezahlt werden.

Stewart-Haas-Racing erhielt 2023 nach einer Inspektion des Chase-Briscoe-Fahrzeugs eine der härtesten Strafen: 120 Punkte Abzug, 250.000 US-Dollar Strafe und eine sechs Rennen umfassende Sperre für den Crewchief wegen eines gefälschten Bauteils.

Brad Keselowski und Matt Kenseth wurden 2013 bestraft, weil ihre Teams Getriebe modifizierten, um den Luftwiderstand zu verringern. NASCAR zog ihnen 25 Punkte ab, sperrte Crew-Mitglieder und verhängte Geldstrafen.

Eine eher ungewöhnliche Strafe bekam Dale Earnhardt jun. im Jahr 2004, als er nach einem Sieg im TV-Interview fluchte. Das kostete ihn 10.000 US-Dollar und 25 Meisterschaftspunkte. NASCAR geht bei Verstößen rigoros vor, selbst große Teams und Stars bleiben nicht verschont.