Longrun-Analyse WEC Katar 2025: Ferrari Favorit, Porsche erwacht

Verglichen mit dem Prolog sind die Zeiten im Renntrimm am "Rennwochenende" aus gutem Grund langsamer geworden - wendet Porsche noch das Blatt?

(Motorsport-Total.com) - Drei Tage herrschte Ruhe in Lusail bei Doha in Katar. Als dann am Mittwoch die Motoren erstmals nach dem Prolog (der Vortest hier in der Analyse) wieder aufheulten, hatte sich etwas geändert: Der Wind blies nun aus nordnordwestlicher Richtung - und damit haargenau den Hypercars und LMGT3-Boliden auf der langen Start-Ziel-Geraden ins Gesicht.

Titel-Bild zur News: Ferrari vor Cadillac: Diese Momentaufnahme hat Symbolcharakter

Ferrari vor Cadillac: Diese Momentaufnahme hat Symbolcharakter Zoom

Die aerodynamisch stärker betroffenen Hypercars verloren rund zehn km/h Endgeschwindigkeit auf der Geraden im Vergleich zum Prolog. Daher fielen die Zeiten in den Longruns deutlich langsamer aus. Die Windrichtung bleibt für das Rennen bestehen - ein Vorteil für die Rennaction, da der erhöhte Luftwiderstand den Windschatteneffekt erhöht. (Longrun-Analyse WEC Katar!)

Ferrari scheint es egal zu sein, aus welcher Richtung der Wind weht. Der 499P marschiert seit der ersten Session vorneweg - und daran hat sich auch bei den Longruns am "Rennwochenende" nichts geändert.

Methode

Wir haben alle Runden in die Statistik einfließen lassen, die außerhalb von Quali-Simulationen gefahren wurden und innerhalb eines 5-Sekunden-Fensters zur persönlichen Bestzeit des Autos im Longrun lagen. Qualifying-Simulationen wurden also auch bei der Referenzzeit ausgeschlossen.

Die einzige Unbekannte in unserer Rechnung sind die Reifen, da diese in den offiziellen Dokumenten nicht hinterlegt sind. Wir gehen davon aus, dass aufgrund der limitierten Reifenzahl alle Fahrzeuge mehr oder weniger dasselbe Programm absolviert haben. Lediglich die verwendete Reifenmischung bleibt eine Variable.


Fotostrecke: Longrun-Analyse 1.812 Kilometer Katar

Im dritten Freien Training (So liefen die Trainings) ist zudem zu beachten, dass manche Hersteller eine Qualifying-Simulation zu Beginn fuhren und dann in den Longrun übergingen, während andere sofort mit dem Longrun begannen. Das beeinflusst die Durchschnittszeiten: Teams, die mit frischen Reifen gleich in den Longrun gingen, haben einen Vorteil, während Runden mit frischen Reifen bei den Qualifying-Simulanten aus der Analyse herausfallen.

Wie beim Prolog: Alles Ferrari, oder was?

Der Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen) war in zwei Sessions das schnellste Fahrzeug in den Durchschnittszeiten, die erste Session ging an den Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi). In der Gesamtbetrachtung über alle Trainings hinweg liegen beide werksseitig eingesetzten Ferrari 499P an der Spitze - die Favoritenrolle ist also klar vergeben. (Tabellen am Ende des Artikels)

Polesetter Antonio Giovinazzi weiß, was für Ferrari auf dem Spiel steht: "Wir haben ein exzellentes Auto und von den Plätzen eins und drei zu starten, ist zweifellos wichtig. Aber das wird ein herausforderndes Rennen, in dem wir einen perfekten Job machen müssen."

Lediglich der privat eingesetzte gelbe AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Hanson/Ye) scheint sein "Mojo" vom Test verloren zu haben. Er liegt nun in allen Statistiken hinter Cadillac und fällt in der Endabrechnung sogar hinter zwei weitere LMDh-Boliden zurück, die positiv überraschen.

Zwei positive Ausreißer

Das ist zum einen der Alpine #35 (Chatin/Habsburg/Milesi), der sich gegenüber dem Prolog deutlich verbessert hat - damals war die #36 (Gounon/Makowiecki/Schumacher) das stärkere Fahrzeug. Tatsächlich hat der Alpine #35 am wenigsten Zeit gegenüber dem Prolog verloren.

Die zweite Überraschung ist der Porsche #6 (Estre/L. Vanthoor/Campbell). Das zweite Freie Training am Mittwochabend war das erste Mal, dass überhaupt ein Porsche 963 in unseren Longrun-Analysen so weit vorne auftauchte.

Noch bemerkenswerter: Die Zeiten, die den Schnitt senkten, wurden erst ganz am Ende der Sitzung erzielt. Selbst wenn Porsche einen zusätzlichen Reifensatz verwendet haben sollte (was unwahrscheinlich ist), wäre das Auto erst in den letzten Runden richtig schnell geworden. Laurens Vanthoor fuhr sechs Runden im 43er- bis 45er-Bereich, von den nächsten acht Runden landeten dann gleich fünf im 42er-Bereich.


WEC Katar: Erfolgsfaktor Reifen

Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh, gibt sich daher nach dem Qualifying kämpferisch: "Uns steht ein sehr enges Rennen bevor. Über die Distanz sehen wir besser aus, da können wir noch einiges erreichen." Auch die #5 (Andlauer/Christensen/Jaminet) zeigte sich im Longrun verbessert, wenn auch nicht so spektakulär wie die #6.

BMW: Geht da mehr als eine Runde?

Das andere Schwergewicht im Feld, Toyota, kommt hingegen nicht aus dem Mittelfeld heraus. Anders als beim Porsche #6 oder Alpine #35 gab es hier keinen "Heureka"-Moment. Der GR010 Hybrid ist mit seiner Katar-Einstufung in Kombination mit der speziellen Streckencharakteristik bestenfalls fünfte Kraft.

Das sieht auch Nyck de Vries nach dem Qualifying so: "Wir sind mit dem siebten Platz einigermaßen zufrieden, denn das war so ziemlich das Maximum, was wir erreichen konnten. Wir waren diese Woche nicht die Stärksten und es war bisher ein Kraftakt. Deshalb war es wichtig, dass wir uns da vorne reingefahren haben. Es wird ein hartes Rennen."

Bei BMW bleibt abzuwarten, ob sich die starke Qualifying-Performance auf das Rennen übertragen lässt. Lediglich der BMW #20 (Rast/Frijns/S. van der Linde) hatte einen Ausreißer nach oben im ersten Training, ansonsten erscheint Cadillac stärker - und auch Alpine und Porsche sind eine ernstzunehmende Konkurrenz.


Pole-Entscheidung bei den 1.812 Kilometern von Katar 2025

Peugeot wird ebenfalls hart kämpfen müssen, um den Punkteplatz aus dem Qualifying zu verteidigen. Die starke Performance aus dem Vorjahr, als das Team bis zum Schluss um das Podium kämpfte, ist auf das diesjährige Auto nicht übertragbar.

Peugeot-Sportchef Jean-Marc Finot sieht das Qualifying-Ergebnis positiv: "Das Qualifying ist ein Bereich, in dem wir im Jahr 2024 nicht oft brilliert haben. Es ist das erste Mal seit einem Jahr, dass wir die Hyperpole erreicht haben. Das zeigt, dass das Team weiterhin Fortschritte macht. Im Rennen fühlen wir uns wohler, wir haben normalerweise ein gutes Renntempo und gute Strategien."

Aston Martin schlägt sich für seine WEC-Premiere wacker. Ziel muss es sein, mit beiden Autos die Zielflagge zu sehen und sich nicht zu blamieren. Letzteres scheint ausgeschlossen: Der Valkyrie zeigt bislang lediglich kleinere Kinderkrankheiten und ein Tempo, auf dem sich aufbauen lässt.

Lohnt sich ein Triple-Stint?

Entscheidend wird wie immer die Nutzung der Reifen sein. Auch wenn es in Katar eher unwahrscheinlich ist, kann jederzeit ein spätes Safety-Car alles auf den Kopf stellen. Wie die Beispiele Fuji und Bahrain 2024 gezeigt haben, ist es äußerst wichtig, dann noch frische Reifen für einen Schlussspurt übrig zu haben.

Dafür könnte ein Triple-Stint notwendig werden, der natürlich dann wieder Zeit kostet, sollte es das späte Safety-Car nicht geben. Aber darauf zu spekulieren, dass es am Ende schon kein Safety-Car geben wird, wäre eine Taktik, die sich als fahrlässig herausstellen könnte.

Ergebnisse Longrun-Analyse

Herangezogen wurden alle Runden außerhalb von Qualifying-Simulationen. Runden, die mehr als fünf Sekunden langsamer waren als die schnellste der analysierten Runden, wurden entfernt.

1. Freies Training
01. Ferrari #51 - 1:43.626
02. Cadillac #12 - 1:43.958
03. BMW #20 - 1:44.073
04. Ferrari #50 - 1:44.125
05. Cadillac #38 - 1:44.236
06. Alpine #35 - 1:44.255
07. AF-Corse-Ferrari #83 - 1:44.408
08. BMW #15 - 1:44.473
09. Peugeot #93 - 1:44.475
10. Porsche #5 - 1:44.478
11. Toyota #8 - 1:44.515
12. Porsche #6 - 1:44.765
13. Peugeot #94 - 1:44.926
14. Toyota #7 - 1:44.932
15. Alpine #36 - 1:45.092
16. Proton-Porsche #99 - 1:45.529
17. Aston Martin #007 - 1:45.833
18. Aston Martin #009 - 1:45.852


Fotostrecke: Von Alpine bis Peugeot: Alle Hypercars der WEC-Saison 2025

2. Freies Training
01. Ferrari #50 - 1:43.835
02. Porsche #6 - 1:43.931
03. Cadillac #12 - 1:44.026
04. Alpine #35 - 1:44.056
05. Cadillac #38 - 1:44.144
06. BMW #20 - 1:44.224
07. BMW #15 - 1:44.273
08. Alpine #36 - 1:44.335
09. Peugeot #93 - 1:44.350
10. Ferrari #51 - 1:44.381
11. Toyota #8 - 1:44.418
12. AF-Corse-Ferrari #83 - 1:44.422
13. Toyota #7 - 1:44.453
14. Porsche #5 - 1:44.574
15. Peugeot #94 - 1:44.825
16. Aston Martin #007 - 1:45.238
17. Proton-Porsche #99 - 1:45.646
18. Aston Martin #009 - 1:45.822


Fotostrecke: Von Aston bis Mercedes: Alle LMGT3-Boliden der WEC-Saison 2025

3. Freies Training
01. Ferrari #50 - 1:43.007
02. Cadillac #38 - 1:43.155
03. Alpine #35 - 1:43.156
04. Porsche #6 - 1:43.233
05. Ferrari #51 - 1:43.291
06. Cadillac #12 - 1:43.362
07. Porsche #5 - 1:43.424
08. AF-Corse-Ferrari #83 - 1:43.470
09. Alpine #36 - 1:43.493
10. Toyota #8 - 1:43.602
11. BMW #15 - 1:43.841
12. BMW #20 - 1:44.086
13. Toyota #7 - 1:44.095
14. Peugeot #93 - 1:44.400
15. Aston Martin #007 - 1:44.406
16. Proton-Porsche #99 - 1:44.634
17. Aston Martin #009 - 1:44.682
18. Peugeot #94 - 1:44.953

Zeiten aller Trainings
01. Ferrari #50 - 1:43.656
02. Ferrari #51 - 1:43.766
03. Cadillac #12 - 1:43.782
04. Alpine #35 - 1:43.822
05. Cadillac #38 - 1:43.845
06. Porsche #6 - 1:43.976
07. AF-Corse-Ferrari #83 - 1:44.100
08. BMW #20 - 1:44.128
09. Porsche #5 - 1:44.159
10. Toyota #8 - 1:44.178
11. BMW #15 - 1:44.196
12. Alpine #36 - 1:44.307
13. Peugeot #93 - 1:44.408
14. Toyota #7 - 1:44.493
15. Peugeot #94 - 1:44.901
16. Aston Martin #007 - 1:45.159
17. Proton-Porsche #99 - 1:45.270
18. Aston Martin #009 - 1:45.452

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