WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

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Redaktion
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WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von Redaktion »

Nach James Calados Horror-Beichte müssen Fahrer ab der WEC-Saison 2025 mindestens 82 Kilogramm wiegen - Auch das neue LMGT3-Erfolgshandicap steht

Kurz vor dem Start zu den 1.812 Kilometern von Katar (Alle Infos zum WEC-Auftakt hier!) hat das FIA-WEC-Komitee ein lang ersehntes Bulletin veröffentlicht, das Mindestgewichte für Fahrer einführt. Die Regel ist in der WEC nicht neu, sie galt schon einmal zu LMP1-Zeiten.

Mittlerweile werden den Fahrern zwei Kilogramm mehr zugestanden: Inklusive Ausrüstung (hierzu zählen auch Sitzkissen oder -schalen) liegt das Mindestgewicht für alle Fahrer bei 82 Kilogramm, zu LMP1-Zeiten waren es deren 80.

Das sogenannte Kompensationsballast-System wird sowohl in der Hypercar- als auch in der LMGT3-Klasse angewendet und tritt bereits zum Saisonauftakt 2025 in Katar in Kraft.

In Qualifying und Hyperpole wird der Ballast noch einzeln pro Fahrer berechnet. Im Rennen wird das Durchschnittsgewicht aller Fahrer eines Fahrzeugs verwendet. Liegt dieses unter 82 Kilogramm, wird das fehlende Gewicht in einer festgelegten Position im Auto als Ballast untergebracht.

Dabei müssen die Teams genau aufpassen, dass sie nicht die homologierte Gewichtsverteilung des Autos verletzen. Entsprechend könnte sich der Ballast je nach Fahrzeug an einer anderen Stelle befinden. Die Gewichte werden jeweils aufgerundet.



Ferrari-Werksfahrer James Calado, der 2024 offenlegte, dass er sich bis ins Krankenhaus hungerte, begrüßt die neue Regel im Gespräch mit Motorsport.com Global, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network:

"Das ist definitiv der richtige Schritt - es ist nur fair, dass eine Weltmeisterschaft eine solche Regel hat. Wenn du 15 bis 20 Kilogramm oder sogar mehr gegenüber anderen hast, bedeutet das viel Zeit pro Runde. Jetzt kann auch ein schwererer Fahrer wie ich das Auto in der Hyperpole bewegen. Das war vorher nicht wirklich möglich."

Auch Marco Sörensen, der 2025 mit Aston Martin in die Hypercar-Klasse aufgestiegen ist, zeigt sich erfreut:

"Es gleicht das Feld definitiv etwas aus, und das ist eine gute Sache. Wir haben in der Vergangenheit oft gesehen, dass die Fahrer für die Qualifikation anhand ihrer Körpergröße ausgewählt wurden. Das ist jetzt gerechter für eine so hochkarätige Meisterschaft."

Doch nicht alle Probleme sind gelöst. WEC-Routinier Sebastien Bourdais, der 2025 für Jota-Cadillac antritt, weist auf eine Schwachstelle der Regel hin:

"Die Regel ist für die Qualifikation absolut sinnvoll. Aber während des Rennens haben die schwereren Fahrer im Team immer noch einen Nachteil gegenüber den leichteren. Das ist ein schwieriges Problem im Langstreckensport, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung."



Parallel zur Fahrergewichtsregel hat die FIA in Zusammenarbeit mit dem ACO ein neues Erfolgshandicap-System für die LMGT3-Kategorie eingeführt. Damit ersetzt sie das bisherige Erfolgsballast-System, das seit 2019 in der GTE-Am-Klasse angewendet wurde.

Statt den drei bestplatzierten Autos nach einem Rennen jeweils 15, 10 oder 5 Kilogramm aufzubürden, wird nun direkt die Balance of Performance (BoP) angepasst. Dabei wird die Rundenzeit der Siegerfahrzeuge prozentual reduziert, indem entweder das Mindestgewicht erhöht oder die maximale Motorleistung verringert wird.

Die Abstufungen sehen wie folgt aus:- -0,24 Prozent Leistungsminderung für den Sieger- -0,16 Prozent für den Zweitplatzierten- -0,08 Prozent für den Dritten

Diese Anpassungen erfolgen durch die technische Delegation der FIA und des ACO und sollen das Feld enger zusammenhalten. Ob das neue System die gewünschten Effekte bringt, wird sich im Laufe der Saison zeigen.

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P1Jay
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von P1Jay »

Redaktion hat geschrieben: 26.02.2025, 14:53 Im Rennen wird das Durchschnittsgewicht aller Fahrer eines Fahrzeugs verwendet. Liegt dieses unter 82 Kilogramm, wird das fehlende Gewicht in einer festgelegten Position im Auto als Ballast untergebracht.
Es ist fairer, aber trotzdem nicht ganz ideal. So wie ich das sehe kann man also den schwereren Fahrer seine Mindestzeit fahren lassen und den Rest teilen sich die leichteren auf um so wieder einen Vorteil daraus ziehen zu können. Das ist insoweit relevant, da die Mindestfahrzeit ja von 60 auf 45 Minuten reduziert wurde und somit theoretisch 1 Stint ausreicht um diese zu erfüllen.
woidherr
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von woidherr »

P1Jay hat geschrieben: 26.02.2025, 15:10 Es ist fairer, aber trotzdem nicht ganz ideal. So wie ich das sehe kann man also den schwereren Fahrer seine Mindestzeit fahren lassen und den Rest teilen sich die leichteren auf um so wieder einen Vorteil daraus ziehen zu können. Das ist insoweit relevant, da die Mindestfahrzeit ja von 60 auf 45 Minuten reduziert wurde und somit theoretisch 1 Stint ausreicht um diese zu erfüllen.
Die Mindestfahrzeit ist zum teil eh komplett egal (gegensatz zu den GT3s), weil das nur die Fahrer-WM betrifft. Fahrer 3 kann auch nur z.b. 25min fahren und das Team bzw Hersteller bekommt die Punkte und keine Strafe, nur der Fahrer geht dann mit nem 0er nach Hause
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Joshzi
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von Joshzi »

Mich würde interessieren, ob das Differenzgewicht zu diesen 82kg an einem bestimmten Ort untergebracht werden muss, oder ob das das Team entscheiden kann? Das wäre natürlich immer noch ein Vorteil, wenn ich das zusätzliche Gewicht am "richtigen" Ort setzen kann.

Sowieso, drei Wochen in Heidi Klums Modell-Camp und alle Fahrer wären unter 70kg. Daraus könnte man doch eine Sendung machen mit dem Titel: WNTM, WEC next Top Model.
Was haben die BoP und ein Waldorf-Kindergarten gemeinsam? Jedes Kind soll mal jubeln dürfen. ©joshzi
woidherr
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von woidherr »

Joshzi hat geschrieben: 27.02.2025, 04:16 Mich würde interessieren, ob das Differenzgewicht zu diesen 82kg an einem bestimmten Ort untergebracht werden muss, oder ob das das Team entscheiden kann? Das wäre natürlich immer noch ein Vorteil, wenn ich das zusätzliche Gewicht am "richtigen" Ort setzen kann.
muss an dem gleichen Ort verstaut werden wo auch das BOP-Gewicht ist. Der Bereich ist per Reglement festgelegt und dann homologiert worden (kann also jetzt nicht mehr im Toleranzbereich, den das Reglement hergibt, angepasst werden)
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P1Jay
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von P1Jay »

Joshzi hat geschrieben: 27.02.2025, 04:16 Mich würde interessieren, ob das Differenzgewicht zu diesen 82kg an einem bestimmten Ort untergebracht werden muss, oder ob das das Team entscheiden kann? Das wäre natürlich immer noch ein Vorteil, wenn ich das zusätzliche Gewicht am "richtigen" Ort setzen kann.

Sowieso, drei Wochen in Heidi Klums Modell-Camp und alle Fahrer wären unter 70kg. Daraus könnte man doch eine Sendung machen mit dem Titel: WNTM, WEC next Top Model.
Die Position ist festgelegt, so stehts im Artikel. Letztes Jahr wurde das max. Gewicht (BoP Ballast) erhöht, heuer kommt nochmal ein Stück oben drauf. Hoffentlich reicht bei allen noch der Platz aus um alles unterbringen zu können. Denn so wie ich das Reglement verstehe, muss auch BMW (bewegen sich nur im Bereich Mindestgewicht von 1030 Kg) jederzeit in der Lage sein, die 70 Kg (1100 Kg max. Gewicht mit BoP Ballast) + X (das wäre dann neu für das Fahrer-Mindestgewicht) unterbringen zu können. Ursprünglich waren die meisten Hypercars aber für ein Gewicht von max. 1080 Kg konstruiert worden und es mussten schon Raum für 20 weitere Kg gefunden werden. Ob sich so was dann ohne Evo Joker regeln lässt in dem man das Innenleben verschiebt - da bin ich überfragt.
Notafan
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von Notafan »

P1Jay hat geschrieben: 27.02.2025, 09:54 ...Raum für 20 weitere Kg ....
Das ist übrigens ungefähr ein Milchkarton in Wolfram. Die höheren Motorsportklassen sind im Grunde genommen nur Speditionen für teure Schwermetalle.
Tracklimits
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von Tracklimits »

Notafan hat geschrieben: 27.02.2025, 16:11 Das ist übrigens ungefähr ein Milchkarton in Wolfram. Die höheren Motorsportklassen sind im Grunde genommen nur Speditionen für teure Schwermetalle.
:lol:
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Re: WEC reagiert auf Hunger-Schock: Fahrer-Mindestgewichte wiedereingeführt

Beitrag von Tracklimits »

Ich finds ja schon witzig dass man jetzt hierdrauf wieder Wert legt - nur konsequent in der Überwachung der Performance. Aber schon ein wenig lustig wenn man guckt, wie weit manche Hersteller mittlerweile beim Gewicht außeinander liegen (müssen).^^
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