McLaren-CEO Zak Brown pfeift auf das Formel-1-Rennen in Kanada und kommt zu den 24 Stunden von Le Mans - Wird der Hypercar-Einstieg endlich verkündet?
Zak Brown verzichtet auf das Formel-1-Rennen in Kanada und wird stattdessen zu den 24 Stunden von Le Mans reisen - ein bemerkenswerter Schritt, da sein Team United Autosports dort "nur" um den LMGT3-Klassensieg kämpft. Doch sein Besuch könnte einen weitaus größeren Hintergrund haben: McLarens LMDh-Projekt nimmt offenbar tatsächlich Fahrt auf.
McLaren hatte noch im November Berichte über einen baldigen Hypercar-Einstieg dementiert, doch zwischenzeitlich hat sich einiges getan, was einen baldigen Einstieg von McLaren deutlich wahrscheinlicher macht.
Zum einen steht, wie von Motorsport-Total.com bereits mehrfach prognostiziert, eine weitere Verlängerung des Hypercar-Reglements bis in die 2030er-Jahre im Raum. Auch wenn es im ersten Schritt sicherlich nicht so weit gehen wird, wären wir nicht überrascht, wenn die Hypercars noch bis zum aktuell geplanten EU-Verbrennerverbot fahren können.
Der Grund: Die geplante Wasserstoff-Kategorie, die die Hypercars ablösen soll, wird voraussichtlich erst in den 2030er-Jahren Realität. Besonders die Entscheidung der FIA, Wasserstoff flüssig statt gasförmig zu speichern, verzögert den Prozess erheblich. Zudem sind längst nicht alle Hersteller an dieser Technologie interessiert.
Ein weiterer wichtiger Faktor: Im Dezember 2024 übernahm der Staatsfonds von Abu Dhabi, CYVN Holdings, als neuer Großinvestor die McLaren Automotive Group, zu der auch das WEC-Programm gehört. Gleichzeitig machte IMSA-Chef John Doonan bei den 24 Stunden von Daytona eine unmissverständliche Andeutung: Neben dem mittlerweile Realität gewordenen Ford-Projekt ("Blaues Oval") nannte er auch McLaren ("Papaya") als neuen Hersteller.
Auch Brown selbst ließ beim WEC-Saisonauftakt durchblicken, dass ein Hypercar-Programm konkreter wird: "Das ist eine Priorität für uns. Wir werden eine schöne Präsenz im Le-Mans-Museum haben und können sicherlich über spannende Dinge reden."
Die Übernahme durch CYVN dürfte ein klares Signal sein: "Es ist eine gute Zeit für McLaren Automotive, sich im Motorsport noch breiter aufzustellen. Das Timing war nie besser. Es liegt auf der Hand, dass wir es machen wollen. Wir wollen um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans kämpfen."
Seit 2018 wird McLaren ein Hypercar-Programm nachgesagt, doch bislang scheiterte der Einstieg an verschiedenen Faktoren - zuletzt an der Motor-Frage. Die bisherigen V8-Triebwerke, die seit dem MP4-12C in diversen Modellen zum Einsatz kommen, eigneten sich architektonisch nicht für einen LMDh-Boliden.
Dieses Problem scheint nun gelöst: Der 120-Grad-V6-Turbomotor aus dem McLaren Artura wäre als Basis geeignet. Als Chassis-Partner wird Dallara gehandelt.
Sollte das Programm 2025 grünes Licht bekommen, wäre ein Einstieg in die Hypercar-Klasse für 2027 wahrscheinlich - mit einer garantierten Laufzeit von mindestens drei Jahren, vermutlich deutlich länger. McLaren ist neben der Formel 1 auch in der IndyCar-Serie und der Formel E werksseitig engagiert. Dazu gibt es ein breit aufgestelltes Kundensport-Programm im GT-Bereich.
Original-News aufrufen