Deutsches Formelsport-Talent Tramnitz: Formel 1 ist Plan A, aber ...

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Deutsches Formelsport-Talent Tramnitz: Formel 1 ist Plan A, aber ...

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Tim Tramnitz träumt wie viele andere Nachwuchsfahrer von einer Karriere in der Formel 1 - Der Deutsche ist aber realistisch und schaut sich um

Mit 20 Jahren ist Tim Tramnitz eines der Hoffnungen in der deutschen Formelsport-Szene. Der gebürtige Hamburger startet im Jahr 2025 in seine zweite Formel-3-Saison mit MP Motorsport und hofft, eines Tages den großen Wurf zu landen und es in die Formel 1 zu schaffen. Das ist ein steiniger und harter Weg, den nur weniger Motorsport-Talente schaffen. Obwohl die Königsklasse sein großes Ziel ist, bleibt der Youngster realistisch, weshalb er auch andere Serien in Betracht zieht.

Tramnitz startete im Jahr 2011 mit dem Kartsport und hat seitdem den typischen Weg im Formelsport bestritten. Nach vielversprechenden Erfolgen und Titeln im Kartsport wechselte er 2020 in die Formel 4 in der er für US Racing an den Start ging. Zwei Jahre lang war Tramnitz für das Team rund um Teamchef Ralf Schumacher unterwegs, 2021 holte er in der Meisterschaft hinter Oliver Bearman, heute Formel-1-Fahrer bei Haas, den zweiten Platz. Parallel fuhren beide auch in der italienischen Formel 4, das Ergebnis war das gleiche.

2022 wagte Tramnitz den Schritt in die Formula-Regional-European-Championship, in der mit Trident nach 20 Jahren auf Platz 15 landete. Außerdem wurde er von Cupra als Ersatzfahrer für die Formel-E-Saisons 2022/23 und 2023/24 angeheuert. Wie in der Formel 4 brauchte Tramnitz in der regionalen Formelmeisterschaft ein Jahr Eingewöhnungszeit, 2023 platzte nämlich der Knoten und er wurde Gesamtdritter - Kimi Antonelli, der 2025 sein Formel-1-Debüt für Mercedes gibt, war der Meister.



Tramnitz überzeugte und schaffte so auch den Sprung in die Formel 3, in der er 2024 für MP Motorsport fuhr und Platz neun belegte. Sollte sich der Trend fortsetzen, sollte der Deutsche in seiner zweiten Saison mit dem niederländischen Team an der Spitze mitfahren und dann wäre der logische Schritt, 2026 in die Formel 2 aufzusteigen. Dann wäre der Deutsche in der wichtigsten Talentschmiede für die Formel 1 angekommen und die Königsklasse wäre zum Greifen nah.

In der Formel 3 kommen im Jahr 2025 neue Autos zum Einsatz. Das Einheitsauto wurde von Dallara für die neue Saison überarbeitet und könnte dazu führen, dass die Karten in der Serie neu gemischt werden. Wichtig ist für Tramnitz, zu zeigen, das er in der Lage ist, an der Spitze mitzumischen, immerhin wurde er in der Vergangenheit in seinen besten Saisons nur von Talenten geschlagen, die es bis heute schon in die Formel 1 geschafft haben.

Gegenüber Motorsport-Total.com erklärt Tramnitz, sein Einstieg in die Formel 3 damals gelaufen ist: "Für mich war es eigentlich eher so, dass es bei den Testfahrten etwas schwieriger war, aber dafür habe ich gleich mehr mitgenommen. Im Endeffekt konnte ich von Anfang an zeigen, dass es sehr gut funktioniert hat."



"Ich bin relativ stark in die Saison gestartet, hatte dann einen kleinen Durchhänger, weshalb es etwas schwieriger war. Gegen Ende lief es dann wieder besser. Aber auf jeden Fall war die Formula-Regional eine gute Vorbereitung für die Formel 3." Tramnitz hat in der Vergangenheit bewiesen, in der zweiten Saison in der Lage zu sein, noch eine Schippe draufzulegen. Daher hat er sich ambitionierte Ziele für 2025 gesetzt.

"Es ist ganz klar das Ziel, in diesem Jahr um den Titel zu kämpfen", sagt der 20-Jährige, der auch auf das neue Auto eingeht. "Natürlich ist es immer das Ziel, den Titel zu gewinnen. Auf der anderen Seite muss man auch schauen, dass man das neue Auto gut entwickelt und da einen guten Job macht. Das ist noch einmal eine besondere Situation für uns, weil man das nicht jedes Jahr hat. Von daher wird das sicherlich auch eine große Rolle spielen, wo man am Ende der Saison landen kann."

Doch wie sehr wird das neue Auto eine Rolle spielen? Mit dem 2019er-Chassis haben Prema, ART und Trident das Geschehen in der Nachwuchsserie dominiert, doch ein neues Auto ist immer die Chance, dass die Hackordnung verändert wird und die Chancengleichheit größer wird. "Ich denke schon, dass sich da einiges tun kann und sich vielleicht Möglichkeiten auftun oder auf der einen Strecke ein Team stärker ist und auf der anderen ein anderes", meint Tramnitz.



"Letztendlich glaube ich, dass es dieses Jahr ganz wichtig ist, konstant über die Saison und immer vorne dabei zu sein, weil es mit dem neuen Auto sicher nicht einfach wird. Ich denke schon, dass sich da vorne etwas tun kann und vielleicht auch mal eines der Top-Teams auf der einen oder anderen Strecke etwas mehr kämpfen muss."

Mit Formula-Regional-Meister Rafael Camaro, Brando Badoer, Ugo Ugochukwu, Noah Strömsted, James Wharton, Alessandro Guisti und weiteren talentierten Fahrern erwartet Tramnitz in der Formel-3-Saison 2025 starke Konkurrenz. Viele dieser Fahrer haben sich bereits im Nachwuchsbereich bewiesen und werden von Formel-1-Teams unterstützt Badoer und Ugochukwu sind bei McLaren, Taponen ist Ferrari-Junior und Guisti wird bei Williams ausgebildet.

Doch nicht nur ein neues Auto, sondern auch die Erfahrung spielen eine wichtige Rolle. Tramnitz kennt die Formel 3 sehr gut und auch bei MP Motorsport gibt es enge Beziehungen, die die Arbeit erleichtern: "Ich fühle mich im Team absolut wohl und glaube, dass wir im Moment ein richtig gutes Paket haben. Auch mit der Entwicklung des Formel-2-Autos im vergangenen Jahr hat MP gezeigt, dass sie das ganz gut hinbekommen haben."



"Von daher bin ich recht zuversichtlich, dass wir das auch in der Formel 3 hinbekommen", sagt er. "Das ist auf jeden Fall ein großer Vorteil. Das Team weiß genau, was ich an meinem Auto brauche, um schnell zu sein. Ich weiß aber auch, was von mir erwartet wird, welches Feedback ich geben muss, was das Team von mir hören will, um das Auto weiterzuentwickeln. Von daher ist es sicher ein Vorteil, dass ich die Jungs schon kenne."

Auf die Frage, ob Tramnitz 2026 in der Formel 2 starten wolle, antwortet er klar mit einem "auf jeden Fall". Der Deutsche möchte, wie alle anderen Talente im Sport auch, schnell den Aufstieg schaffen. Doch trotz seines jungen Alters ist Tramnitz realistisch: "Aber manchmal gibt es einfach Dinge im Motorsport, die man nicht wirklich kontrollieren kann. Deshalb versucht man natürlich immer, so schnell wie möglich nach oben zu kommen. Ich hoffe, dass man mich nächstes Jahr in der Formel 2 sehen wird."

Sportliche Leistungen in der Formel 3 zu bringen, ist die eine Seite der Medaille, auf der anderen Seite stehen bereits früh im Jahr 2025 die Vorbereitungen für die Saison 2026, um den gewünschten Schritt letztlich auch machen zu können. "Man kann sagen, dass bei uns ab Mitte der Saison eigentlich schon ein ziemlich klarer Plan da ist. Natürlich kann sich da immer noch was ändern, aber grundsätzlich ist es so, dass man ab Mitte der Saison, Richtung Sommer hin, schaut", erklärt er.



"Normalerweise ist es auch wirklich so, dass in Monza oder beim Rennen davor schon alles entschieden ist", so Tramnitz, was erklärt, warum einige Formel-3-Fahrer gerne am Ende der Saison schon erste Erfahrungen in der Formel 2 sammeln. "Aber es kann auch noch was passieren: Man hat auch dieses Jahr gesehen, dass es in der Formel 2 Richtung Saisonende extrem viele Fahrerwechsel gab. Von daher wäre es auch relativ cool, wenn man schon ein bisschen früher die Möglichkeit hätte, in einem Formel-2-Auto zu sitzen."

Ein drittes Jahr Formel 3 kommt für Tramnitz prinzipiell nicht in Frage, da Stagnation ein Rückschritt in seiner Karriere wäre. Den Schritt in die Formel 1 schaffen nur wenige Fahrer, zudem müssen die Konstellationen auf dem Fahrermarkt passen, denn Leistungen allein sind noch kein Garant für ein Cockpit in der Königsklasse. Daher schaut sich Tramnitz auch abseits der Formel 1 um, dennoch hat er sich ein klares Ziel gesteckt.

"Klar, im Moment liegt der Fokus natürlich ganz klar auf der Formel 1", so Tramnitz weiter. "Natürlich gibt es auch andere Serien, die man im Auge hat und die einem theoretisch gefallen würden. Aber wie gesagt, in der aktuellen Situation liegt der Fokus trotzdem ganz klar auf Plan A, und der geht in Richtung Formel 1." Auf die Frage, ob er GT-Autos oder Prototypen bevorzugen würde, antwortet er: "Ich würde im Prototyp bleiben, weil ich immer im Prototyp gesessen habe. Ein Formel-Auto ist ja auch ein Prototyp."



Eine Möglichkeit wäre daher der Langstreckensport der mit der Hypercar- und LMDh-Ära sowohl in der Langstrecken-WM (WEC) als auch in der IMSA eine Renaissance erlebt. Viele Marken sind in den Spitzenklassen vertreten und es kommen bis 2027 sogar noch einige dazu. Die Marken brauchen professionelle Fahrer, weshalb solche Programme immer eine Alternative sein könnten.

Zur WEC sagt Tramnitz: "Ich schaue sehr gerne zu, weil es spannend ist. Lustigerweise ist Ford jetzt auch mit Red Bull dabei. Nein, aber grundsätzlich bin ich natürlich schon ein Motorsportfan und schaue mir auch die 24-Stunden-Rennen an, weil ich sie spannend finde. Gerade Le Mans ist bei uns im Freundeskreis immer ein kleines Event."

"Wenn ich da bin, schauen wir alle zusammen die 24 Stunden von Le Mans. Aber unterm Strich: Was ich am meisten verfolge, ist ganz klar die Formel 1. Seit ich klein bin, habe ich eigentlich kein Rennen verpasst, seit bestimmt zehn Jahren. Von daher ist das die Hauptserie, die ich verfolge", stellt der Youngster klar, der seit 2023 Red-Bull-Junior ist und vom Formel-1-Team unterstützt wird.



Das könnte auch ein Schlüssel sein, in seiner Karriere bis in die Königsklasse zu gelangen, denn das Unternehmen hat neben dem Werksteam mit Racing Bulls noch zwei weitere Cockpits in der Formel 1. "Das Red-Bull-Umfeld ist erst einmal riesig", erklärt Tramnitz. "Man hat so viele Sachen, die man für sich mitnehmen kann, so viel Unterstützung und Support, ob das mental ist, im Fitnessbereich, oder im Simulator in Milton Keynes - ein wichtiger Teil der ganzen Vorbereitung und auch des Trainings während der Saison."

"Es ist ein riesiger Support von Leuten, mit denen man zusammen ist, die man trifft. Und dann sind da noch die anderen Athleten, die man sieht. Es ist eine Welt, in der man viel lernen kann", sagt er. Doch Red Bull ist auch dafür bekannt, Fahrer aus dem Programm zu werfen, wenn die harten Anforderungen nicht erfüllt werden. Das lässt Tramnitz aber kalt: "Letztendlich muss man, um sein Ziel zu erreichen, sowieso gewinnen und gute Ergebnisse abliefern."

"Theoretisch müsste man das auch ohne ein Programm im Rücken tun", so die Auffassung des jungen Rennsportlers aus Hamburg. "Von daher nehme ich die Unterstützung von Red Bull einfach an und schaue, welche zusätzlichen Möglichkeiten sich durch die Unterstützung ergeben. Aber ich mache mir da keinen Druck." 2025 könnte für Tramnitz richtungsweisend werden, denn um eine Chance auf die Formel 1 zu haben, steht er in der Formel 3 unter Zugzwang.

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