Warum die Moto2 seit 2024 eine deutlich bessere Schule für die MotoGP ist

Die 2010 eingeführte Moto2-WM liefert zuverlässig Nachschub für die MotoGP: Seit 2024 lernen die Piloten eine wichtige Fähigkeit, die bisher nicht so entscheidend war

(Motorsport-Total.com) - Die Moto2-WM ging in diesem Jahr in ihre 15. Saison. Seit ihrer Einführung im Jahr 2010 hat die mittlere Kategorie der Motorrad-WM zuverlässig neue Fahrer für die MotoGP ausgebildet und somit den nötigen Nachschub geliefert. Mit Ausnahme von Jack Miller kamen alle MotoGP-Stammfahrer der abgelaufenen Saison über die Moto2-WM in die Königsklasse. Miller, der aus der Moto3 direkt in die MotoGP aufstieg, ist auch 2025 der einzige "Quereinsteiger".

Titel-Bild zur News: Moto2 Start

Die Moto2-WM wechselte für die Saison 2024 von Dunlop zu Pirelli Zoom

Mittlerweile hat sich die Serie etabliert. Doch zu Beginn war die Moto2-WM bei vielen Traditionalisten verpönt. Während die leichten, puristischen und aggressiven 250er-Zweitakter die Motorrad-Fans mit ihrem Charme begeisterten, versprühten die Moto2-Bikes mit ihren Einheitsmotoren wenig Grand-Prix-Flair.

Von 2010 bis 2018 wurden die Moto2-Bikes von Honda-Einheitsmotoren angetrieben. Die einerseits sehr standhaften, andererseits aber wenig aufregenden Reihen-Vierzylinder aus der Honda CBR600RR erinnerten stark an die Supersport-WM. Die seit 2019 eingesetzten Triumph-Motoren sind leistungsstärker und punkten mit ihrem charakteristischen Dreizylinder-Sound.

Auf große Markenvielfalt zu Beginn folgt eine Kalex-Dominanz

Toni Elias war der erste Moto2-Weltmeister der Geschichte. Auf seinem Weg zum Titel pilotierte der Spanier eine Moriwaki. Insgesamt 14 Hersteller waren in der Moto2-Debütsaison aktiv. Mit der Zeit zogen sich immer mehr Chassis-Hersteller aus der Serie zurück.

Stefan Bradl

Stefan Bradl fuhr 2010 Suter (Foto) und wechselte für 2011 zu Kalex Zoom

Stefan Bradl setzte sich 2011 durch und bescherte den späteren Serien-Weltmeistern von Kalex den ersten WM-Titel, bevor Marc Marquez 2012 mit Suter die Meisterschaft gewann.

Alex Baumgärtel

Kalex-Mitgründer Alex Baumgärtel feierte zahlreiche Titel in Folge Zoom

Kalex stellte seit 2013 elf Mal den Weltmeister. Auf Pol Espargaros WM-Erfolg in der Saison 2012 folgten Titel von Tito Rabat, Johann Zarco (2015 und 2016), Franco Morbidelli, Francesco Bagnaia, Alex Marquez, Enea Bastianini, Remy Gardner, Augusto Fernandez und Pedro Acosta. Boscoscuro-Pilot Ai Ogura setzte sich in diesem Jahr durch und beendete die Erfolgsserie von Kalex.

Neustart 2024: Wechsel zu Pirelli stellt die Kräfteverhältnisse auf den Kopf

Eine Änderung im Reglement mischte die Kräfteverhältnisse in der Saison 2024 kräftig durcheinander. Nachdem die Moto2-WM seit ihrem Debüt die Einheitsreifen von Dunlop verwendete, nahm mit Pirelli ein neuer Ausrüster die Zusammenarbeit auf.

Pirelli Reifen

Pirelli ist seit 2024 auch im Grand-Prix-Paddock vertreten Zoom

Vor allem zu Saisonbeginn sah man einige Überraschungen. Gegen Rennende fielen oft die Fahrer zurück, die in den ersten Runden zu hart attackierten. Das Element des Reifen-Managements rückte deutlich stärker in den Vordergrund als in der Dunlop-Ära.

Im Vergleich zu den Dunlop-Reifen mit ihrer harten Konstruktion haben die Pirelli-Reifen mit ihrem deutlich weicheren Aufbau eine komplett andere Charakteristik.

Reifen-Management mit Pirelli deutlich wichtiger als mit Dunlop

Ex-Grand-Prix-Pilot Philipp Öttl kennt sowohl die Moto2-Reifen von Dunlop als auch die Pirelli-Reifen aus der Supersport- und Superbike-WM, die den Moto2-Pirellis ähnlich sind. Der Deutsche ist überzeugt, dass die Fahrer mit den Pirelli-Reifen eine deutlich bessere Schule für die MotoGP durchlaufen.

Philipp Öttl

Philipp Öttl kann die Dunlop- und Pirelli-Reifen gut vergleichen Zoom

"Für die Entwicklung der Fahrer ist es gut, weil sie jetzt das Reifen-Management lernen müssen. Natürlich ist das Reifen-Management immer wichtig. Je größer die Motorräder werden, desto größer werden die Auswirkungen", erklärt Öttl im Exklusiv-Gespräch mit Motorsport-Total.com und fügt hinzu: "Ich denke, dass die Fahrer jetzt besser auf die MotoGP vorbereitet werden."

Philipp Öttl

Moto2 2019: Philipp Öttl erlebte keine gute Saison Zoom

Öttl fuhr 2019 in der Moto2-WM und erlebte bei Tech-3-KTM eine schwierige Saison. "Die Dunlop-Reifen in der Moto2 habe ich nie richtig verstanden", gesteht der Moto3-Laufsieger. "Die Philosophien der Reifen sind ganz anders, wenn man Pirelli, Michelin und Dunlop vergleicht. Sie bauen ganz andere Reifen."


Fotostrecke: Alle Rookies des Jahres der MotoGP-Ära seit 2002

"Die allerbesten Fahrer kommen natürlich mit jedem Reifen zurecht, weil sie sich anpassen können. Aber mir hat der Pirelli-Reifen wirklich gut gefallen, als ich in die Supersport-WM kam. Es ist ein Reifen, den man sehr schnell versteht. Wenn die Pirellis neu sind, dann haben sie wirklich richtig viel Grip. Die Dunlop-Reifen hingegen liefern ein sehr konstantes Verhalten", vergleicht Öttl, der 2025 mit einer Ducati Panigale V2 in der Supersport-WM fährt.

Drei MotoGP-Rookies fiebern der Saison 2025 entgegen

Aus der Moto2 haben es in diesem Jahr gleich drei Fahrer in die MotoGP geschafft. Weltmeister Ai Ogura kam bei Trackhouse-Aprilia unter und erhält eine aktuelle Aprilia RS-GP.

Ai Ogura, Fermin Aldeguer

Erster MotoGP-Test: Ai Ogura und Fermin Aldeguer testeten bereits in Barcelona Zoom

Bereits im Frühjahr 2024 sicherte sich Ducati die Dienste von Fermin Aldeguer, dem WM-Fünften der Moto2-Saison 2024, der bei Gresini eine Vorjahres-Desmosedici erhält.

Somkiat Chantra wurde in diesem Jahr nur WM-Zwölfter, erhält bei LCR-Honda aber den Platz von Takaaki Nakagami, der die Rolle des Testfahrers übernimmt.

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