WEC Katar 2025: Ferrari-Dreifachsieg, Mick ohne Punkte und GT-Thriller

Ferrari dominiert den WEC-Saisonauftakt in Katar und räumt das Podium ab - Blasses Rennen von Mick Schumacher und Teamkollegen - Erster LMGT3-Sieg für Corvette

(Motorsport-Total.com) - Der Auftakt der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2025, die 1.812 Kilometer von Katar, wurde zu einer Machtdemonstration von Ferrari AF Corse. Die drei Ferrari 499P belegten die ersten drei Plätze, angeführt von Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen im Ferrari #50, die auf dem Losail International Circuit in Lusail bei Doha triumphierten. (Ergebnis)

Titel-Bild zur News: Dreifachsieg für Ferrari bei den 1.812 Kilometern von Katar 2025!

Dreifachsieg für Ferrari bei den 1.812 Kilometern von Katar 2025! Zoom

Es war der erste Sieg eines werkseingesetzten Ferrari 499P außerhalb der 24 Stunden von Le Mans und der insgesamt vierte Triumph für das Hypercar aus Maranello. Im Vorjahr hatte der privat eingesetzte AF-Corse-Ferrari in Austin 2024 den ersten Nicht-Le-Mans-Sieg für den 499P eingefahren. Diesmal belegte die #83 (Kubica/Hanson/Ye) Rang zwei, gefolgt vom Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; 3. H).

Von Beginn an setzten sich die beiden Werks-Ferrari an der Spitze fest - unabhängig von der gewählten Reifenmischung. Nur kurzzeitig verloren sie die Führung an die Cadillac-Boliden, die während einer Safety-Car-Phase strategisch profitierten. Doch Cadillac warf seine Siegchancen wenig später durch eine teaminterne Kollision selbst weg (siehe unten). Auch die #83 profitierte vom Safety-Car, das ihr eine günstige Strategie ermöglichte.

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Ferrari Le Mans Hypercar Fanartikel

Damit blieb nur noch eine Frage: Welcher der drei Ferrari würde das Rennen gewinnen? Die Werksautos mussten Rückschläge verkraften: Die #50 wurde vom BMW #15 (D. Vanthoor/Marciello/Magnussen) umgedreht, während die #51 gleich mehrere Strafen kassierte - unter anderem wegen zu hoher Geschwindigkeit unter FCY, einem Boxengassenvergehen und einer Kollision mit dem BMW #20 (Rast/Frijns/S. van der Linde).

Damit blieb nur noch eine Frage: Welcher der drei Ferrari würde das Rennen gewinnen? Die Werksautos mussten Rückschläge verkraften: Die #50 wurde vom BMW #15 (D. Vanthoor/Marciello/Magnussen; 4. H) umgedreht, während die #51 gleich mehrere Strafen kassierte - unter anderem wegen zu hoher Geschwindigkeit unter FCY, einem Boxengassenvergehen und einer Kollision mit dem BMW #20 (Rast/Frijns/S. van der Linde; 7. H).

Strategisches Finale

Lange Zeit führte die #83 das Rennen an, doch nach dem letzten Restart übernahm die #50 die Spitze. Die Entscheidung fiel letztlich in der Boxengasse: Beim vorletzten Stopp nahm die #50 zwei frische Reifen auf der rechten Seite, wodurch die #83 wieder vorbeikam.

Beim finalen Service drehte sich das Bild erneut, als die #83 frische Reifen links montierte, während das Werksteam mit der #50 volles Risiko ging und die linken Pneus für einen Dreifachstint am Fahrzeug ließ.

Beim letzten Stopp wechselten die Positionen wieder, als die #83 frische Reifen links fasste. Das Werksteam ging Risiko und wechselte die linken nicht, die damit einen Dreifachstint absolvieren mussten. Die Bedingungen dafür waren günstig, denn die Streckentemperatur war auf 18 Grad Celsius gesunken.

Dank kühlerer Streckentemperaturen von nur noch 18 Grad Celsius hielt sich der Reifenabbau in Grenzen. Robert Kubica verkürzte den Rückstand, doch Antonio Fuoco kontrollierte das Tempo. Auf Anweisung des Teams schonte er seinen linken Vorderreifen - und sicherte Ferrari den ersten Saisonsieg.

Kubica geriet stattdessen selbst unter Druck von James Calado, der einen Doppelsieg für das Werksteam sicherstellen wollte. Es ging bis ins Ziel, doch der Ex-Formel-1-Pilot hielt den zweiten Platz.

BMW fängt nach Rückschlägen noch Toyota ab

Lange Zeit hielten sich die beiden Toyota GR010 Hybrid auf den Plätzen vier und fünf. Ein echtes Overachievement von Toyota Gazoo Racing, mit dem das gesamte Team nicht gerechnet hätte.

Bis auf einen Dreher von Mike Conway nach knapp zwei Stunden lief das Rennen für Toyota fehlerfrei. Einmal als zweite Kraft hinter Ferrari etabliert, behauptete das Team diese Position über weite Strecken - bis zum letzten Boxenstopp.

Dort zog der BMW #15 noch vorbei. Dieser hatte bis dahin ein turbulentes Rennen mit zwei Rückschlägen hinter sich, ohne die womöglich sogar ein Sieg möglich gewesen wäre. Kevin Magnussen lag anfangs auf Platz drei, doch bereits beim Restart nach der ersten FCY nach 40 Minuten verlor er alle Chancen auf den Sieg.

Ein Problem mit dem Geschwindigkeitsbegrenzer sorgte dafür, dass der BMW M Hybrid V8 nach kurzem Beschleunigen wieder in den FCY-Modus zurückfiel. Nur mit Glück konnte das eng gestaffelte Feld den strauchelnden Magnussen ohne Kollision überholen.

Wenig später folgte der nächste Rückschlag: Die Kollision mit dem Ferrari #50 blieb nicht ungestraft - eine Durchfahrtsstrafe warf den BMW weiter zurück, zudem musste die Frontpartie beim Boxenstopp getauscht werden.

Bei der Aufholjagd stolperte dann Raffaele Marciello über Mick Schumacher im Alpine #36 (Gounon/Makowiecki/Schumacher; 13. H). Die #36 blieb im Rennen recht blass, doch dieser Zweikampf war die große Ausnahme.


Irre: Die Cadillacs fahren sich beim Restart über den Haufen

Schumacher setzte sich gegen den wesentlich schnelleren Marciello in Szene, indem er den Italo-Schweizer viele Runden hinter sich hielt. Nach einer Berührung, die den BMW weit schickte, funkte der Italo-Schweizer wütend ans Team WRT - wenig später konnte er Schumacher aber doch überholen.

In Anbetracht von nur zehn Sekunden Rückstand im Ziel und der verlorenen Zeit durch die ungünstige "Track Position" ist die Frage berechtigt, ob BMW hier einen möglichen Sieg durch die beiden Fälle vergeben hat. Der Schwesterwagen #20 (Rast/Frijns/S. van der Linde) kam auf Platz sieben ins Ziel, hatte aber nicht die Pace der #15.

Cadillac schmeißt Siegchance spektakulär weg

Schwer geschlagen geht Cadillac vom Platz. Der V-Series.R war am Wochenende das zweitschnellste Auto nach dem Ferrari 499P. Beide Autos hatten auch keine technischen Probleme, doch ein unglaublicher Vorfall beim Restart nach dem ersten Safety-Car brachte beide Boliden um alles. Es wird wohl die Szene sein, über die im Anschluss an das Rennen am meisten gesprochen werden wird.

Jenson Button im Cadillac #38 (Bamber/Bourdais/Button; 16. H) beschleunigte beim Restart, ging aber sofort wieder vom Gas. Alex Lynn in der #12 (Lynn/Nato/Stevens; 8. H) rechnete mit einem regulären Start und wurde vom Bremsmanöver überrascht - er krachte ins Schwesterauto. Beide Cadillac wurden beschädigt. Während die #12 mit Platz acht noch sechs Punkte rettete, fiel die #38 aus der Führungsrunde und blieb punktelos.

Ein weiteres potenzielles Überraschungsteam erlebte ebenfalls ein enttäuschendes Rennen: Der Alpine #35 (Chatin/Habsburg/Milesi; 14. H) mischte lange an der Spitze mit, bis Charles Milesi beim Überrunden einen Unfall baute. Beim Versuch, zwischen zwei LMGT3-Boliden durchzuschlüpfen, kollidierte er mit den "Iron Dames". Die anschließende Reparatur kostete eine Runde und alle Chancen auf ein Top-Resultat.

Somit holte der Peugeot #93 (di Resta/Jensen/Vergne; 9. H) neun noch drei Punkte für Stellantis. Die Punkteränge komplettierte der Porsche #5 (Andlauer/Christensen/Jaminet; 10. H) - ein mühsamer Auftakt für das Werksteam aus Weissach.

Durchwachsener Saisonstart für Titelverteidiger Porsche

Für Porsche begann das Rennen bereits im ersten Stint mit Problemen. Die #5 musste wegen eines schleichenden Plattfußes früh an die Box. Der Titelverteidiger, die #6 (Estre/L. Vanthoor/Campbell; 11. H) musste nach einer Berührung in der Startphase die Heckpartie tauschen lassen und verlor daher früh die Führungsrunde.

Beim letzten Safety-Car, das einen 4:20 Stunden langen Schlusssprint einleitete, stoppten beide Porsche anders als alle anderen Hypercars erneut und sicherten sich so noch die Plätze zehn und elf. Dahinter folgten der zweite Peugeot sowie die beiden Alpine. Der private Proton-Porsche #99 (Jani/Pino/Varrone) wurde Fünfzehnter.


Knallharter Kampf Porsche vs. Peugeot

Aston Martin erlebte beim Debüt des Valkyrie LMH Höhen und Tiefen. Ein Auto kam immerhin ins Ziel: Die #009 (Riberas/Sörensen/De Angelis; 17. H) sammelte wichtige Daten, fiel aber durch eine kuriose Szene auf. Nach einem Boxenstopp war die Fahrertür nicht richtig verschlossen - sie öffnete sich auf der Strecke und flog auf dem Rückweg zur Box davon.

Ohne Probleme ging es aber nicht, und die #009 zog dabei die Blicke auf sich. Eine Tür war beim Boxenstopp nicht richtig geschlossen worden und flog beim Weg zurück in die Box davon. Später hatte die #009 noch einmal einen Dreher.


Tag der offenen Tür bei Aston Martin

Der zweite Valkyrie #007 (Tincknell/Gamble/Gunn) musste früh mit Elektronikproblemen in die Garage und fuhr später nochmals einige Runden. Nach rund sieben Stunden stoppte ein Getriebeschaden die Fahrt endgültig. Dennoch zeigten die schnellsten Rundenzeiten Potenzial für die kommenden Rennen.

LMGT3: Corvette besiegt McLaren in packendem Kampf

Auf die LMGT3 hatte die letzte Safety-Car-Phase einen deutlich größeren Einfluss. Zahlreiche GT-Boliden kamen an die Box, andere blieben draußen. Die Entscheidung, unter Gelb zu stoppen, war die Bessere.

Lange sah es nach einem Sieg für den ASP-Lexus #78 (Robin/Gehrsitz/Barnicoat; 4. LMGT3) aus, doch eine Strafe wegen Überschreitens der maximal erlaubten Leistung warf das Team aus dem Rennen um den Klassensieg. Tragisch für den Deutschen Finn Gehrsitz, der sonst gleich sein erstes WEC-Rennen gewonnen hätte.

So lieferten sich die TF-Sport-Corvette #33 (Keating/Edgar/Juncadella; 1. LMGT3) und der United-Autosports-McLaren #59 (Cottingham/Baud/Saucy; 2. LMGT3) einen spektakulären Zweikampf um den ersten LMGT3-Sieg ihrer jeweiligen Marken.

Der McLaren war zwar das schnellere Auto, hatte aber beim letzten Safety-Car nicht gestoppt. Daniel Juncadella verteidigte in der Corvette mit aller Kraft und brachte den Sieg ins Ziel. Das Team feierte den Ex-DTM-Piloten ausgelassen in der Victory Lane.

Der WRT-BMW #46 (Al Harthy/Rossi/K. van der Linde; 11. LMGT3) hätte ebenfalls um den Sieg kämpfen können, doch Valentino Rossi und Kelvin van der Linde kassierten wegen mehrfacher Tracklimit-Verstöße mehrere Durchfahrtsstrafen. Damit war nicht nur der medienwirksame Klassensieg dahin - der BMW M4 LMGT3 Evo fiel sogar aus den Punkterängen.

Stattdessen rettete das Schwesterfahrzeug #31 (Shahin/Boguslawski/Farfus) mit Platz drei das Ergebnis für WRT - trotz einer teaminternen Kollision mit dem Hypercar-BMW #15.

Beide McLaren, beide Ferrari und beide Aston Martin landeten in den Punkterängen. Damit gelang es WEC-Neuling Racing Spirit of Leman gleich im ersten Rennen zu punkten. Ohne Zähler blieb hingegen das Manthey-Team: Beide Porsche 911 GT3 R LMGT3 beendeten das Rennen als letzte gewertete Fahrzeuge.

Bitter: Proton-Ford erneut in Flammen

Das Rennen verzeichnete vier Ausfälle, alle in der LMGT3. Bereits in der Anfangsphase schied der ASP-Lexus #87 (Umbrarescu/Schmid/Lopez DNF) nach einer ungestümen Aktion von Petru Umbrarescu aus. Der Rumäne fuhr eine unnötige Attacke auf den AF-Corse-Ferrari #21 (Heriau/Mann/Rovera; 5. LMGT3) von Francois Heriau, was für das Fahrzeug das frühe Aus bedeutete - ein unerwarteter Fehler eines eigentlich GT3-erfahrenen Piloten.

Technische Probleme sorgten für das Aus der TF-Sport-Corvette #81 (van Rompuy/Andrade/Eastwood; DNF) und der beiden Mercedes-AMG LMGT3 von Iron Lynx (die #60 kam zwar ins Ziel, wurde aber nicht gewertet). Besonders übel war der Ausfall des Proton-Ford #77 (Sousa/Tuck/Barker; DNF), der um die Führung kämpfte, dann aber zum zweiten Mal innerhalb einer Woche Feuer fing.

Die WEC-Saison 2025 ist damit in Fahrt, jetzt ist aber erst einmal Warten angesagt. Vom 18. bis 20. April gastiert die Serie zum zweiten Mal im Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola.